Prof. Dr. Richard Bieling
Richard Bieling (* 3. September 1888 in Gau-Algesheim, Rheinland-Pfalz; † 8. August 1967 in Bonn) war ein deutscher Mediziner, der in leitender Funktion bei den Behringwerken in Frankfurt sowie an den Universitäten in Marburg und Wien tätig war.
Familie
Richard Bieling war der Sohn des praktischen Arztes Franz Bieling (1858–1928) und dessen Ehefrau Helene geb. Mäckler. Seiner Ehe mit Luisa geb. Schneider (1892–1958) entstammten zwei Töchter und ein Sohn. Helenes Tante Angelika (1839–1910) war mit Richard Avenarius (1840–1917), dem Gründer der chemischen Fabrik Gebr. Avenarius in Gau-Algesheim, verheiratet.
Ausbildung und Beruf
Richard Bieling legte 1907 das Abitur am Großherzoglichen Ostergymnasium (Kaiserstraße) Mainz ab. Danach studierte er Medizin und wurde 1914 bei Paul Morawitz in Freiburg im Breisgau mit der Arbeit Experimentelle Untersuchungen über die Sauerstoffversorgung bei Anämien promoviert. Im Ersten Weltkrieg leiste er Sanitätsdienst und wurde Assistenzarzt der Reserve. 1918 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter, später Leiter der Serumabteilung der Behring-Werke Frankfurt am Main. 1923 erfolgte die Habilitation; ab 1927 war er a. o. Professor. 1937 wurde er Privatdozent an der Universität Marburg und 1940 a. o. Professor. 1939 bis 1944 war er Oberstabsarzt, später Oberstarzt und beratender Hygieniker der Wehrmacht. 1945 war er Leiter des Virus-Labors der Behring-Werke.
Richard Bieling war Zeuge der Verteidigung vor dem US-Militärgerichten 1947 im Nürnberger Ärzteprozess und 1948 im IG-Farben-Prozess. 1951 wurde er Professor der Hygiene an der Universität Wien, 1959 erfolgte die Emeritierung. 1961 wurde ein Ermittlungsverfahren wegen der Lieferung von Impfstoffen zu Menschenversuchen durch die Staatsanwaltschaft Limburg/Lahn eingestellt. Ab 1962 war er Honorarprofessor in Bonn.
Auszeichnungen
- 1958: Verleihung des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Veröffentlichungen
- Die diagnostische Bedeutung des Harnpepsins bei Magencarcinom. Aus dem biochemischen Laboratorium des Krankenhauses Moabit in Berlin. In: Deutsches Archiv für Klinische Medizin. 102. Band. Leipzig 1911, S. 507–514.
- Zur Verbreitungsweise und bakteriologischen Diagnostik des Paratyphus A-Bazillus. In: Dtsch. med. Wochenschr. 42. Jahrgang, 1916, S. 531–533.
- mit Fritz Meyer: Heilsera und Impfstoffe in der Praxis. Schriftenreihe Therapie in Einzeldarstellungen. Thieme, Leipzig 1932.
- Entstehung und biologische Bekämpfung typischer Infektionskrankheiten. Vorlesungen auf Grund der Ergebnisse experimenteller Untersuchungen. Erste Folge. Barth, Leipzig 1937.
- Viruskrankheiten. I. Teil: Die Viruskrankheiten des Menschen, ihre Erreger und ihre Bekämpfung. II. Teil: Die Viruskrankheiten der Haus- und Laboratoriumstiere, ihre Erreger und ihre Bekämpfung. Barth, Leipzig 1938.
- Mitautor an: Untersuchungen und Erkenntnisse auf dem Gebiete der Virus-Forschung. Gewidmet der 95. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte Stuttgart, September 1938. Behringwerke, Marburg 1938.
- mit Martin Nordmann: Kriegserfahrungen zur Pathologie und Therapie des Gasbrandes. Aus dem Feldlaboratorium einer Armee (= Veröffentlichungen aus der Konstitutions- und Wehrpathologie. Heft 47). 11. Band, Heft 1. Fischer, Jena 1941.
- mit Heinz Zeiss: Behring. Gestalt und Werk. 1. und 2. überarbeitete Auflage. Schultz, Berlin-Grunewald 1941.
- Der Tod hatte das Nachsehen. Emil von Behring – Gestalt und Werk. Bielefelder Verlag, Bielefeld 1954.
- mit Otto Gsell: Die Viruskrankheiten des Menschen. Ihre Erreger und ihre Bekämpfung. Barth, Leipzig 1954; sechs Auflagen bis 1964.
Aus: Wikipedia. Freie Enzyklopädie, 2014