Carl-Brilmayer-Gesellschaft e. V.

Winfried Hassemer: Rechtswissenschaftler und Verfassungsrichter (1940-2014)

Zum Tod von Winfried Hassemer am 9. Januar 2014

„Meister des Rechts und des Wortes“ (SZ, Heribert Prantl)

„Ein Meister des unkonventionellen Scharfsinns“ (DIE ZEIT, Robert Leicht)

„Liberaler Streiter für bürgerliche Freiheitsrecht“ (FAZ, Christian Geyer)

„Ein Leben für den Rechtsstaat“ (SWR, Martin Roeber)

„Ein Warner vor Maßlosigkeit“ (TAZ)

„Er galt als einer der Besten seines Fachs“ (Badische Zeitung)

"Verfechter der Freiheit" (Malu Dreyer)

 

Wie er sich selbst dort oben auf dem Podium gesehen hat? Dazu möchte er nichts sagen. Und zur Bemerkung der früheren Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, die ihn als Mann annonciert hatte, der Freude am Streiten habe, nur so viel: „Ich bin eben Rheinhesse.“

Helmut Schwan: Heiter bis streitbar (FAZ, 10. Februar 2012)

 

Mirjam Mohr (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, März 2013): Eine letzte, ganz andere Frage: Haben Sie denn als Rheinhesse auch einen Bezug zur Fastnacht?

Winfried Hassemer: Ja natürlich, die Fassenacht war für mich immer wichtig! Mein Vater war ein großer und guter Fassenachter in Gau-Algesheim. 2012 habe ich zum 100. Geburtstag des Carnevalvereins Gau-Algesheim die Festrede halten dürfen über die Fassenacht, die ja vor großen Problemen steht und deren Bedeutung stetig abnimmt. Die Geschichte der Fassenacht ist eine sensationelle Geschichte, und heute ist sie eine Tradition, ein Geschenk der Altvorderen an diejenigen, die ihnen nachgefolgt sind. Ich bin sehr interessiert und in einer gewissen Weise auch daran beteiligt, dass diese Tradition nicht abbricht. Es geht in dieser Mainzer Tradition zuerst einmal um Reden und Vorträge, die sehr variantenreich sind und bei denen die Mundart eine wichtige Rolle spielt. Die „Kampagne“ geht am Elften im Elften los, in Gau-Algesheim fangen dann ein paar Leute an, an ihren Vorträgen zu arbeiten und zu feilen, früher kamen sie dann auch damit zu meinem Vater, der ein Gefühl für Sprache hatte. Die Fassenacht ist sehr vielfältig, kann diese Vielfalt aber nur bewahren, wenn sie auch regional ausgerichtet bleibt. Deswegen sehe ich die Fernsehfastnacht kritisch, gegen die sich auch mein Vater bis zum Ende seines Lebens gewandt hat. Politik und Witze haben auch regionale Gegenstände, und sie werden im Dialekt vorgetragen. Bei der Fernsehfastnacht steht aber am Ende ein Produkt, das jeder schlucken kann – und das ist nicht das, was Fassenacht einmal war, und es schlägt auf die regionale Fassenacht zurück.