Zugehörigkeit zu staatlichen und kirchlichen Territorien vom 8.-19. Jh.
Angesehen von Zeiten der Besetzung durch fremde Herren, der Verpfändung an Baden und Katzenelnbogen im 15. Jh. sowie den Unsicherheiten während einiger Mainzer "Stiftsfehden" blickt Gau-Algesheim auf relative stabile territoriale Verhältnisse zurück: die jahrhundertlange Zugehörigkeit zu Kurmainz und zum Rheingau, die hessische Zeit im Großherzogtum und im Volksstaat sowie seit 1947 als kreisangehörige Stadt in Rheinland-Pfalz.
766, 22. November
Schenkung von Nanther und Hiltrud an das Kloster Lorsch in der Gemarkung von Alagastesheim im Wormsgau („in pago wormatiense“)
983, 14. Juni
Veroneser Schenkung von Kaiser Otto II. an Erzbischof Willigis von Mainz betrifft das „Binger Land“ mit Algesheim, das bis zum Ende des „Alten Reiches“ zu Kurmainz.
1130
Eine Johannisberger Ministerialenversammlung belegt erstmals eine Verbindung von Algesheim zum Rheingau.
1461 - 1480
Erzbischof Adolf von Nassau verpfändet während der „Mainzer Stiftsfehde“ Schloss und Stadt Algesheim an seinen Verbündeten, den Markgrafen Karl von Baden. Dieser gibt 1466 das Pfandrecht an den Grafen Philipp von Katzenelnbogen, um sich aus der Gefangenschaft im Heidelberger Schloss zu befreien, in die er während des badisch-pfälzischen Krieges und der Mainzer Stiftsfehde geraten war.
1480
Algesheim ist neben Eltville, Östrich, Geisenheim, Rüdesheim und Lorch eines der sechs Halbämter im Rheingau.
1525
Im kurmainzer Rheingau gibt es vier Ämter: Eltville, Östrich, Rüdesheim und Algesheim.
1527, 1. Januar
Erzbischof Kardinal Albrecht von Brandenburg erlässt eine neue Landesordnung. Er trennt Gau-Algesheim, "unser stadt", und die "underthan zu Algeßheym" vom Rheingau ab und verspricht, eine "sonder ordenung uffrichten" zu lassen.
1529, 31. August
Im Rahmen einer Eingabe des Rheingaus an den Erzbischof beklagen sich "die von Algeßheim" über die in der Landesverordnung von 1527 vorgenommenen Abtrennung vom Rheingau. Der Erzbischof will die Sache "weither erkhunden" und Maßnahmen treffen, "die allenthalben leidlich und treglich sein sollen."
1650
Im Erzbistum Mainz wird die Kirchenverwaltung neu organisiert. Dem Algesheimer Landkapitel unter einem Dekan gehören zwischen 42 und (nach Bildung eines Simmerner und Kreuznacher Landkapitels, 1767) 29 Pfarreien an: Algesheim, Appenheim, Bingen, Bretzenheim, Budenheim, Büdesheim, Dörrebach, Dietersheim, Dromersheim, Frei-Laubersheim, Gau-Bickelheim, Gaulsheim, Gensingen, Groß-Winternheim, Hackenheim, Heddesheim, Heidesheim, Kempten, Münster, Neu-Bamberg, Niederheimbach und Trechtingshausen, Nieder- und Ober-Ingelheim, Oberheimbach, Oberhilbersheim, Ockenheim, Pfaffen-Schwabenheim, Sauer-Schwabenheim, Schöneberg und Schweppenhausen, Sommerloch, Sponsheim und Aspisheim, Spabrücken, Sprendlingen, Stromberg, Volxheim, Waldalgesheim, (Wald)erbach, Waldhilbersheim, Wallhausen, Welgesheim, Winzenheim, Wöllstein und Zotzenheim.
1782
Algesheim wird vom Amt Olm getrennt und als Amtskellerei mit den Orten Büdesheim, Dietersheim, Dromersheim, Gau-Algesheim, Gau-Bickelheim, Gaulsheim, Laurenziberg, Ockenheim und Sarmsheim direkt dem Mainzer Viztumamt unterstellt.
1793, März - Juli
Gau-Algesheim gehört mit dem "ganze Strich Landes von Landau bis Bingen" zu den Tochterrepubliken Frankreichs (républiques soeurs) im ehemals kurmainzischen Gebiet.
1797
Nach dem Frieden von Campo Formio gehört Gau-Algesheim, das Sitz einer Mairie ist, zum Kanton Oberingelheim im Département Mont Tonnerre (Donnersberg) und zählt wie das gesamte linke Rheinufer zur Republik und später zum Kaiserreich Frankreich.
1816
Nach der Niederlage Napoleons und dem Wiener Kongress kommt die Gemeinde Gau-Algesheim zunächst unter österreichisch-bayerische Verwaltung, die ihren Sitz zunächst in Bad Kreuznach, dann in Worms hat, und dann zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt, Provinz Rheinhessen, Kanton Oberingelheim (später Kreis Bingen).