Carl-Brilmayer-Gesellschaft e. V.

Maires und Bürgermeister

Durch den Frieden von Campo Formio wurde das linksrheinische Gebiet den Franzosen zugeschrieben und am 20.12.1797 mit der fränkischen Republik vereinigt. Unsere Stadt kam zu dem „Département du Mont-Tonnerre“ und wurde dem Kanton Ober-Ingelheim zugeteilt. Alsbald begannen die Franzosen in den einzelnen Gemeinden wieder geordnete Zustände herzustellen. Statt eines Schultheißen erhielt Gau-Algesheim einen Maire, diesem stand ein Adjunkt nebst neun Municipalräten zur Seite. Der erste Algesheimer Maire war, im Jahre 1798, der Gastwirt "Zum Stern" Quirin Ewen, ehemals kurmainzischer Unter-Schultheiß.

1811 übernahm zunächst Valentin Kaiser dieses Amt, dann nach dem großen Brand in der Langgasse am 6. September 1811 auf Wunsch des Präfekten des Département du Mont-Tonnerre Jeanbon St. André, der ehemalige Brigade-General Rudolf Eickemeyer. Beim Herannahen der Koalitionstruppen und dem bevorstehenden Ende der französischen Herrschaft gab Eickemeyer sein Amt mit Zustimmung des Präfekten an seinen Adjunkten ab und begab sich nach Mainz. Nach einer mehrmonatigen Unterbrechung übernahm er auf Bitte der neuen österreichisch-bayrischen Administration erneut das Amt des Ortsbürgermeisters. Eickemeyer sollte dies nun ohne weitere Unterbrechung bis 1822 innehaben. Aufgrund seiner allseits geachteten Integrität blieb er somit auch nach dem Ende des napoleonischen Kaiserreichs kommunalpolitisch tätig. 1818 wurde er in den Provinzialrat der neuen Provinz Rheinhessen und 1820 in die Zweite Hessische Abgeordnetenkammer gewählt.

1822 wurde von der Regierung Quirin Ewen II, der Sohn des ersten Bürgermeisters, als Stadtoberhaupt eingesetzt. Von 1822-1830 war er Abgeordneter im hessischen Landtag. Auf einem Grabstein, der am Ende des Mittelganges unseres alten Friedhofes, der heutigen Parkanlage steht, ist zur lesen: "Die Gattin und Kinder, ihrem Gatten und Vater 1847; durch fünfmalige Wahl seiner Mitbürger, Bürgermeister während den letzten 24 Lebensjahren." 1847 wurde Quirin Ewen III, ein Sohn von Quirin Ewen II., neuer Bürgermeister, er verwaltete die Stadt bis zum Jahre 1874. Am 9.12.1874 schrieb der Rheinische Volksbote: "Wähler Gau-Algesheims! - Mitbürger! Seit 27 Jahren steht Herr Quirin Ewen III an der Spitze unserer Gemeinde. Seit 27 Jahren, fast ein Menschenalter, war sein ganzes Wirken, all sein Schaffen und Streben dem Wohle der Gemeinde, dem Besten seiner Mitbürger gewidmet. Und die Ge-meinde weiß den Mann zu schätzen, sie ist stolz auf ihren Bürgermeister. Und dieser Mann will die Wahl ablehnen! Wer soll ihn denn uns ersetzen? Nein! Und abermals Nein! Wir wol-len und können ihn nicht entbehren, darum eilen wir Alle zu Wahlurne und wählen unseren alten, erprobten Bürgermeister Quirin Ewen III."

1875 trat Quirin Ewen III. von seinem Amt zurück und sein Sohn Theobald Ewen wurde zum neuen Bürgermeister gewählt. 1880 musste er wegen Krankheit von diesem Amt zurücktreten.

1880-1909 war Herrn August Kleisinger das Oberhaupt unserer Stadt. Bei seinem Ausscheiden aus dem Amt verlieh ihm der Stadtrat von Gau-Algesheim das Ehrenbürgerrecht. Am Neujahrstag überreichten ihm der neue Bürgermeister Quirin Hattemer und der Beigeordnete Deister den Ehrenbürgerbrief: "Durch Beschluß der Stadtverordnetenversammlung vom 1.8.1909 ist dem Großherzoglichen Bürgermeister a.D. Herrn August Kleisinger anlässlich seines, nach 29jähriger Wirksamkeit erfolgten Rücktritts von dem Amte als Bürgermeister von Gau-Algesheim, und in dankbarer Anerkennung der großen Verdienste, welche er sich um die Stadt und um ihr Gemeinwesen erworben hat, das Ehrenbürgerrecht der Stadt Gau-Algesheim verliehen worden. Dessen zur Urkunde ist dieser Ehrenbürgerbrief ausgefertigt und mit dem Siegel der Stadt versehen und von dem Beigeordneten und den Gemeinderäten der Stadt Gau-Algesheim eigenhändig unterschrieben worden. Gau-Algesheim, den 2. August 1909: die Bürgermeisterei. Hattemer Beigeordneter; die Gemeinderäte: Richard Avenarius, Franz Mayer 8., Nikolaus Hattemer 2. Georg Kraus, Johann Weiner 8., Philipp Hellmeister 2., Quirin Ewen 4., Friedrich Deister."

Die Amtszeit von Bürgermeister Quirin Theobald Hattemer dauerte von 1909 - 1930. "Schon seit 1907 führte Quirin Hattemer die Geschäfte der Bürgermeisterei, 1909 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Lange Zeit schon stand er im kommunalen Leben, als Beigeordneter, als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr sowie als Kreisfeuerwehrinspektor. Der Erste Weltkrieg brach aus. Die schweren Kriegs- und Nachkriegsjahre, die ihn voll und ganz auf seinem Posten fanden, gingen nicht spurlos an ihm vorüber. Seiner Heimat verwiesen, fügte er sich ohne Murren der Gewalt und war stets allen Freund und Helfer." (Nachrichtenblatt am 22.8.1930)