Carl-Brilmayer-Gesellschaft e. V.

Der Streit um die weltanschauliche Ausrichtung der Schule

Nachdem es mit der Änderung der Landesverfassung von Rheinland-Pfalz unter dem Ministerpräsidenten Helmut Kohl im Jahre 1970 keine Rechtsgrundlage für öffentliche Bekenntnisschulen gab, gehört der Streit um die konfessionell gebundene Bekenntnisschule, die christliche Simultanschule oder die kommunale Gemeinschaftsschule der Vergangenheit an. Lediglich das Land Nordrhein-Westfalen kennt noch öffentliche katholische oder evangelische Bekenntnisschulen, deren Zukunft vor allem durch die häufig wechselnden Mehrheiten im Düsseldorfer Parlament vorerst gesichert erscheint.

In Deutschland gab es zwei Zeitabschnitte, in denen die Frage nach der weltanschaulichen Ausrichtung der Schule Thema war:  

  • in den Jahren des "Kulturkampfes" im 19. Jahrhundert  und 
  • in der Neubesinnung nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur und einer vorausgegangenen Republik, die zu einem Konsens oder auch nur Kompromiss in weltanschaulichen Fragen weitgehend unfähig war.

Die "Kulturkampf" genannten Auseinandersetzungen zwischen den deutschen Staaten und den beiden - unterschiedlich strukturierten - großen Kirchen, zwischen den gesellschaftlichen und politischen Gruppen, die sich stark weltanschaulich-ideologisch definierten und formierten, verstärkten sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und erreichten in den sechziger und siebziger Jahren ihre Höhepunkte.

Nach 1945 beeinflussten demographische Veränderungen die konfessionelle Zusammensetzung von Gemeinden und Regionen. Zudem wuchs in Teilen der Bevölkerung und des öffentlichen Lebens die Überzeugung, dass eine funktionierende Demokratie nicht allein in den politischen Strukturen und Prozessen, sondern in Gesellschaft, Ökonomie und Kultur verwurzelt sein müsse. Andere Akteure des öffentlichen Lebens zogen aus den Erfahrungen mit der Diktatur den Schluss, dass man zum traditionellen Selbstverständnis und den hergebrachten Strukturen zurückkehren müsse. Für die katholische Kirche galt dies in besonderem Maße, weil "Kulturkampf" und Diktatur der Integrität der katholischen Kirche offenbar nur wenig anhaben konnten.